Mittwoch, 11. Mai 2016

Scheitern in Hollywood



Stewart O`Nan: Westlich des Sunset. 416 Seiten. Rowohlt. 19,95 €
Neulich erst habe ich „Als Hemingway mich liebte“ vorgestellt, jetzt bin ich schon wieder in dieser Zeit gelandet: Zelda und Francis Scott Fitzgerald waren das Glamourpaar der Zwanzigerjahre. Durch den „Großen Gatsby“ berühmt geworden, genoss der Schriftsteller mit seiner Frau das wilde Partyleben an der Cote d´Azur. O´Nans biografischer Roman setzt allerdings nach diesen Eskapaden an, im Jahr 1937: Scotts Ruhm ist verblasst, er ist pleite, trinkt und nimmt Tabletten. Zelda,  psychisch krank, lebt in einer Nervenheilanstalt, die Teenager-Tochter Scottie ist bei Verwandten untergekommen. Als Fitzgerald das Angebot erhält, an Drehbüchern mitzuarbeiten, zieht er nach Hollywood.  Äußerlich befindet sich er sich dort in bester Gesellschaft, hat freundschaftliche Kontakte zu Humphrey Bogart, Joan Crawford und anderen Größen. Tatsächlich jedoch ist seine Lage desolat. Er wird ausgebeutet, gefeuert, wieder eingestellt. Einziger Lichtblick ist seine Liebe zu der Klatschkolumnistin Sheila Graham. Trotz dieser Affäre hält er an seiner Ehe mit Zelda fest und besucht sie regelmäßig. Zelda ist inzwischen unattraktiv und unberechenbar geworden, hofft aber immer noch, dass sie und Scott irgendwann wieder zusammenkommen. Er lässt sie in dem Glauben. Am Ende stirbt Fitzgerald mit 44 Jahren an einem Herzinfarkt.
Die traurige Geschichte eines Scheiterns, kühl und brillant erzählt. Nicht nur als Zeitreise in ein gnadenloses Stück Hollywood-Geschichte lesenswert, sondern vor allem als psychologisches Porträt von Auswegslosigkeit, Schwäche, Sehnsüchten und Ängsten . 

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